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Wenn Gluten auf die Nerven geht: Was hinter Neurozöliakie steckt

Neurozöliakie ist eine Form der Glutenunverträglichkeit, bei der das Nervensystem betroffen ist.

a man with his hands on his faceNormalerweise kennt man Zöliakie vor allem als eine Erkrankung des Darms: Wer Gluten (ein Eiweiß in Weizen, Roggen, Gerste u.a.) nicht verträgt, bekommt Verdauungsbeschwerden und Entzündungen im Darm. Bei der Neurozöliakie hingegen treten neurologische Probleme auf – also Beschwerden, die das Gehirn, die Nerven oder die Muskeln betreffen.

Wichtig: Anders als bei klassischer Zöliakie haben Betroffene oft gar keine Verdauungsprobleme. Die Glutenunverträglichkeit wirkt sich hier fast ausschließlich auf das Nervensystem aus.

Unterschiede zur klassischen Zöliakie

Während klassische Zöliakie typischerweise zu Bauchschmerzen, Durchfall oder Entzündungen im Dünndarm führt, zeigt sich Neurozöliakie häufig durch neurologische Beschwerden . Dazu gehören Gleichgewichtsstörungen (Ataxie), Kribbeln oder Taubheitsgefühle in Armen und Beinen (Neuropathie) oder auch Brain Fog (umgangssprachlich für kognitive Einschränkungen wie Konzentrationsprobleme, Wortfindungsstörungen und mentale Erschöpfung)

Diese Beschwerden treten oft jahrelang unerkannt auf – und verbessern sich teilweise rasch unter glutenfreier Ernährung. [1]

Warum bleibt die Krankheit so oft unerkannt?

Neurozöliakie ist nicht selten, wird aber selten diagnostiziert. Warum?

  • Es gibt verschiedene Ursachen, die ähnliche Beschwerden wie Ataxie, Gedächtnisprobleme oder Neuropathien auslösen können.
  • Die Betroffenen haben keine klassischen Darmsymptome, weshalb eine Zöliakie nicht in die Diagnosekriterien einbezogen wird.
  • Viele Ärzte und Ärztinnen kennen die neurologischen Formen nicht
  • Standard-Tests auf Zöliakie (wie Anti-TG2) bleiben bei Neurozöliakie häufig negativ.

Laut einer großen Studie aus Sheffield hatten 59 % der neurologisch betroffenen keine Darmschäden – sie wären also in einem klassischen Zöliakie-Test durch das Raster gefallen. [1]

Deshalb ist es so wichtig, dass Ärzte und Ärztinnen und Betroffene über diese stille Form der Glutensensitivität Bescheid wissen.

Wie entsteht Neurozöliakie?

Beim Verzehr von Gluten reagiert das Immunsystem von betroffenen Menschen. Es bildet spezielle Abwehrstoffe – sogenannte Antikörper – gegen körpereigene Proteine, insbesondere gegen ein Enzym namens Transglutaminase 6 (TG6), das vor allem im Gehirn und Nervensystem aktiv ist. Diese Immunreaktion kann Entzündungen im Nervensystem auslösen und dadurch die genannten Symptome verursachen.

Die Rolle des Immunsystems: Antikörper gegen TG6

Neurozöliakie wird, bei Aufnahme von Gluten, durch eine Immunreaktion gegen das Enzym TG6 (Transglutaminase 6) ausgelöst. Dieses Enzym kommt vor allem im Gehirn vor. [2] Der Körper bildet also Antikörper gegen ein körpereigenes Protein im Nervensystem (Autoimmunreaktion).

Das erklärt, warum:

  • die Beschwerden neurologisch sind
  • Darmsymptome fehlen können
  • eine glutenfreie Diät helfen kann

Eine gezielte Testung auf Anti-TG6-Antikörper macht eine frühzeitige Erkennung möglich.

Um hier mehr Klarheit zu schaffen, gibt es den Neurozöliakie-Test (anti-hnTG IgA/IgG). Dieser Test kann wichtige Hinweise liefern, ob Gluten bei neurologischen Beschwerden eine Rolle spielt – auch dann, wenn klassische Zöliakie-Tests unauffällig bleiben.

Zum Neurozöliakie Test

Fazit

Neurozöliakie ist eine stille, oft übersehene Form der Zöliakie. Sie betrifft nicht den Darm, sondern das Nervensystem – und kann mit Symptomen wie Gangunsicherheit, Kribbeln oder Konzentrationsprobleme das Leben erheblich einschränken.

Die gute Nachricht: Mit moderner Diagnostik gibt es heute neue Möglichkeiten, diese Erkrankung früher zu erkennen. Wer die Symptome kennt und ernst nimmt, hat die Chance, eine passende Therapie rechtzeitig zu beginnen – und bleibende Nervenschäden zu verhindern.

Sie erkennen sich in diesen Symptomen wieder?

Informieren Sie sich im nächsten Artikel darüber, warum schnelles Handeln entscheidend ist und wie der Neurozöliakie-Test Ihnen Klarheit bringen kann.

Zum Artikel: Neurozöliakie - Neue Möglichkeiten der Früherkennung

Referenzen

[1] Hadjivassiliou M, Rao DG, Grìnewald RA, Aeschlimann DP, Sarrigiannis PG, Hoggard N, u. a. Neurological Dysfunction in Coeliac Disease and Non-Coeliac Gluten Sensitivity. American Journal of Gastroenterology. April 2016;111(4):561–7.
[2] Hadjivassiliou M, Croall ID, Zis P, Sarrigiannis PG, Sanders DS, Aeschlimann P, u. a. Neurologic Deficits in Patients With Newly Diagnosed Celiac Disease Are Frequent and Linked With Autoimmunity to Transglutaminase 6. Clinical Gastroenterology and Hepatology. Dezember 2019;17(13):2678-2686.e2 doi: 10.1016/j.cgh.2019.03.014

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