Wenn Gluten auf die Nerven geht: Was hinter Neurozöliakie steckt
Neurozöliakie ist eine Form der Glutenunverträglichkeit, bei der das Nervensystem betroffen ist.
Normalerweise kennt man Zöliakie vor allem als eine Erkrankung des Darms: Wer Gluten (ein Eiweiß in Weizen, Roggen, Gerste u.a.) nicht verträgt, bekommt Verdauungsbeschwerden und Entzündungen im Darm. Bei der Neurozöliakie hingegen treten neurologische Probleme auf – also Beschwerden, die das Gehirn, die Nerven oder die Muskeln betreffen.
Wichtig: Anders als bei klassischer Zöliakie haben Betroffene oft gar keine Verdauungsprobleme. Die Glutenunverträglichkeit wirkt sich hier fast ausschließlich auf das Nervensystem aus.
Eine „stille“ Form der Zöliakie?
Früher galt: Zöliakie betrifft den Darm. Heute weiß man, dass Zöliakie auch andere Organe betreffen kann, wenn Gluten konsumiert wird. Die Neurozöliakie ist ein Beispiel für diese sogenannten extraintestinalen Manifestationen.
Diese Erkrankung kann sich zum Beispiel zeigen durch:
- Schwierigkeiten beim Gehen oder Gleichgewichtsstörungen (man spricht oft von Gluten-Ataxie)
- Zittern oder Muskelkoordinationsprobleme
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln in Armen und Beinen
- Kopfschmerzen oder Konzentrationsschwierigkeiten („Hirnnebel“)
- In seltenen Fällen auch epileptische Anfälle oder psychische Veränderungen wie Angst oder Depression
Diese Beschwerden treten oft jahrelang unerkannt auf – und verbessern sich teilweise rasch unter glutenfreier Ernährung (Hadjivassiliou et al. 2016).
Wie entsteht Neurozöliakie?
Beim Verzehr von Gluten reagiert das Immunsystem von betroffenen Menschen. Es bildet spezielle Abwehrstoffe – sogenannte Antikörper – gegen körpereigene Proteine, insbesondere gegen ein Enzym namens Transglutaminase 6 (TG6), das vor allem im Gehirn und Nervensystem aktiv ist. Diese Immunreaktion kann Entzündungen im Nervensystem auslösen und dadurch die genannten Symptome verursachen.
Die Rolle des Immunsystems: Antikörper gegen TG6
Neurozöliakie wird, bei Aufnahme von Gluten, durch eine Immunreaktion gegen das Enzym TG6 (Transglutaminase 6) ausgelöst. Dieses Enzym kommt vor allem im Gehirn vor. Der Körper bildet also Antikörper gegen ein körpereigenes Protein im Nervensystem (Autoimmunreaktion).
Das erklärt, warum:
- die Beschwerden neurologisch sind
- Darmsymptome fehlen können
- eine glutenfreie Diät helfen kann
Eine gezielte Testung auf Anti-TG6-Antikörper macht eine frühzeitige Erkennung möglich.
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